Geschlechtsspezifische Gewalt

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) …

… stellt die Gewalt gegen Frauen (= Gender Based Violence, GBV) eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit dar.

Geschlechtsspezifische Gewalt bzw. Gewalt im Geschlechterverhältnis umfasst „[…] jede Verletzung der körperlichen oder seelischen Integrität einer Person …

  • ... welche mit der Geschlechtlichkeit des Opfers und des Täters zusammenhängt und
  • ... unter Ausnutzung eines Machtverhältnisses durch die strukturell stärkere Person

… zugefügt wird“ (Hagemann-White 2016).

Dazu gehören sowohl die Befriedigung sexueller Wünsche auf Kosten eines Opfers oder gegen dessen Willen, wie auch alle Verletzungen, die aufgrund einer vorhandenen geschlechtlichen Beziehung (oder zwecks Durchsetzung einer solchen) zugefügt werden.

Formen geschlechtsspezifischer Gewalt ...

... körperliche, sexuelle und psychische Gewalt IN DER FAMILIE

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z. B. Misshandlung von Frauen, sexueller Missbrauch von Kindern im Haushalt, Gewalt im Zusammenhang mit der Mitgift, Zwangsverheiratung, Vergewaltigung in der Ehe, Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsorgane und andere traditionelle, für die Frau schädliche Praktiken, Gewalt außerhalb der Ehe und Gewalt im Zusammenhang mit Ausbeutung

... körperliche, sexuelle und psychische Gewalt IN DER GEMEINSCHAFT

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z. B. Vergewaltigung, Missbrauch, sexuelle Belästigung und Einschüchterung am Arbeitsplatz, in Bildungseinrichtungen und anderswo, Frauenhandel und Zwangsprostitution

... VOM STAAT ausgeübte oder geduldete körperliche, sexuelle und psychische Gewalt

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wo immer sie auftritt

Ursachen von Gewalt gegen Frauen ...

Strukturelle Ungleichheiten zwischen Mann und Frau fördern Gewalt gegen Frauen → strukturelle Gewalt.

... patriarchalische Strukturen

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Diese Strukturen kennen ein bestimmtes Männer- und Frauenbild. Männlichkeit bedeutet häufig Macht, Stärke und Dominanz und Weiblichkeit Duldsamkeit, Passivität und Unterlegenheit.

... starke männliche Anspruchshaltungen und gleichzeitige Vorstellung von Überlegenheit

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Dabei geschehen häufig Misshandlungen, weil der Mann glaubt, er hat das Recht dazu. Er darf über seine Frau verfügen, auch über ihren Körper und über alles, was sie tut, mit wem sie spricht, wie sie sich kleidet, wo sie sich aufhält.

... zunehmende Selbstständigkeit der Frau in Alltag und Beruf

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Dies sehen manche Männer als Bedrohung. Sie wollen daher ihre Macht erhalten und verüben dazu Gewalt.

... Hilflosigkeit des Mannes, etwa im Asylverfahren, durch fehlende Sprachkenntnisse oder Arbeitslosigkeit

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Manche Männer glauben, dass Ausübung von Macht und Kontrolle, Stärke, körperlicher Kraft, Führung, Erfolg, Ehrgeiz und Konkurrenz für das „Mann-Sein“ wichtig sind. Das gibt oft Konflikte mit dem Anspruch der Frauen auf gleiche Rechte in der Gesellschaft.

Frauen und Männer haben sich oft lange Zeit an ihre Rollen gewöhnt. Manche finden darum sogar auch Gewalt beinahe normal. Diese eintrainierten Rollen müssen langfristig geändert werden. Das kann gelegentlich sehr lange dauern, ist aber sehr wichtig, damit die Gewalt beendet werden kann.

Vorkommen ...

  • Weltweit (besonders im Nahen Osten, Afrika, Asien, Lateinamerika) hat geschlechtsspezifische Gewalt (GBV) einen großen Einfluss auf Millionen von Frauen, Mädchen und Familien.
  • Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist nicht nur ein Problem in Entwicklungs- und Schwellenländern, sondern auch in westlichen Industriestaaten (Europa, USA, Kanada, Australien etc).

Häufigkeiten ...

  • ... schwankend, je nach Land unterschiedlich
  • 2017 lag die Anzahl der Frauen ohne rechtlichen Schutz vor sexueller Gewalt weltweit bei knapp 1,1 Milliarden (Quelle: statista.com).
  • Dunkelfeldstudien gehen davon aus, dass in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen war (nicht nur Partnerschaftsgewalt) (Quelle: BMFSFJ)