Die 22-jährige Frau H. ist in Deutschland aufgewachsen und geboren. Ihre Eltern stammen aus der Türkei. Frau H. möchte seit einigen Jahren aus der Wohnung ihrer Eltern ausziehen. Dies erlaubt der Vater nicht. Nach den Vorstellungen der Eltern dürfe ihre Tochter nur ausziehen, wenn sie verheiratet sei. Frau H. möchte mehr Autonomie. Sie möchte ihr Leben selbstständig gestalten, gleichzeitig jedoch die Beziehung zu ihren Eltern nicht gefährden. Der Vater drohe immer wieder, sie als Tochter abzulehnen. „Falls du ausziehst“, droht er weiter, „verbiete ich dir den Kontakt mit der gesamten Familie.“ Nach der Schule bzw. Ausbildung müsse sie sich sofort bei der Mutter melden. Kaum dürfe sie allein die Wohnung verlassen. Einmal habe sie sich mit deutschen Freund*innen getroffen. Auf dieses Treffen kam der ältere Bruder und habe sie mit Gewalt nach Hause gebracht. Er habe ihr gesagt: „Als junge Frau gehört es sich nicht, abends auf der Straße zu sein.“ Zu Hause fühle sie sich nicht wohl. Sie möchte aber auch ihrer Familie keine „Schande“ machen. Frau H. leidet seit mehreren Jahren unter einer Bulimia nervosa und Depressionen.