Traditionelle Geschlechterrollen

Ein Grund für rigide, nicht gleichberechtigte Geschlechterrollen können tradierte Vorstellungen sein.
Diese werden oft von religiösen Familien vertreten, häufig zum Beginn der Pubertät der Kinder. Traditionelle Geschlechterrollenorientierungen und behütende Erziehungseinstellungen sind aber auch vom Bildungsstand der Eltern abhängig. Je kürzer die Schulbildung der Eltern ist, desto ausgeprägter sind diese.
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Töchter werden oft stärker an die Familie gebunden.
Kontakte außerhalb der Familie sind nicht erwünscht, um den „guten Ruf“ der Tochter und der Familie zu wahren. Auf den Töchtern lastet infolge der traditionellen Geschlechterrollenverständnisse mehr Verantwortung, den „guten Ruf“ der Familie nicht zu beschädigen, als auf den Söhnen. Sie werden dadurch in vielen Lebensbereichen, z. B. der Teilnahme an schulischen und außerschulischen Aktivitäten oder Kontakten zu Gleichaltrigen, zum Teil massiv eingeschränkt. Söhnen hingegen werden mehr Freiräume und Möglichkeiten zu Außenkontakten eingeräumt.
Auch Jungen können durch starre Geschlechterstereotype eingeschränkt werden, jedoch auf eine andere Weise.
Dem traditionellen Bild von Männlichkeit entsprechend sollen Jungen zu körperlicher und geistiger Stärke, zu Dominanz und selbstbewusstem Auftreten erzogen werden. „Wenn ein Jugendlicher diese Eigenschaften nicht zeigt, wird er als Frau und Schwächling bezeichnet. Wenn ein Mann zu homosexuellen Männern Kontakt aufnimmt, wird er als unmännlich und Schande begriffen, weil er – aus diesem Geschlechtsbegriff heraus – eine Frauenrolle übernommen hat, die sich mit der traditionellen Männerrolle nicht vereinbaren lässt.“ (Toprak & Alshut 2013: S. 290).