Startseite » Kinder » Entwicklung in der Jugend
… findet der Übergang vom Kind zur erwachsenen Person statt. Auch sie ist, wie die Kindheit, eine prägende Phase, die sich stark auf das weitere Leben auswirkt und in der die körperliche und seelische Reifung noch im Vordergrund steht:
Jugendliche vertiefen in der Schule das Grundwissen, das sie für die Alltagsbewältigung und für den späteren Beruf benötigen. Die Entscheidung für einen Beruf und der Beginn einer Ausbildung sind für viele Teil dieser Phase. Der Kontakt zu Gleichaltrigen wird in der Jugend wichtiger. Oft gibt es erste Liebesbeziehungen, die als Vorbereitung auf eine Partnerschaft und auf ein späteres Familienleben betrachtet werden können. Während in der Kindheit die Verbundenheit mit der Familie sehr stark und notwendig war, findet in der Jugendphase eine zunehmende Abgrenzung zur Familie statt.
Die Jugendphase beginnt mit der Pubertät und bringt somit große körperliche Veränderungen mit sich. Der Körper entwickelt sich vom Kinderkörper hin zu einem erwachsenen Körper.
Bei Mädchen beginnen die ersten hormonellen Veränderungen i. d. R. zwischen 9 ½ und 14 ½ Jahren (häufig mit 10 Jahren) und bei Jungen zwischen 10 ½ und 16 Jahren (häufig zwischen 12 und 13 Jahren). Kennzeichnend dafür ist ein Wachstumsschub, der sowohl die Körpergröße betrifft, als auch die Breite von Hüfte (bei den Mädchen) und Schultern (bei den Jungen) und das innere Organsystem. Die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale verändern sich, die Körperbehaarung beginnt, bei den Jungen setzt der Stimmbruch ein und die Mädchen bekommen die erste Regelblutung. (Eschrich 2014: 78f.)
In dieser Phase erfolgt auch eine Neustrukturierung des Gehirns, die das Denken verändert und die jugendtypischen Verhaltensweisen mit bedingt. So suchen Jugendliche oft aktiv nach neuartigen, eher risikoreichen Erfahrungen mit ausgeprägten Reizen. Die grobmotorischen Leistungen verbessern sich in dieser Zeit, insbesondere bei Jungen nehmen Stärke, Geschwindigkeit und Ausdauer sehr stark zu. (Eschrich 2014: 79f.)
Die kognitive Entwicklung im Jugendalter zeigt sich insbesondere beim abstrakten Denken. Jugendliche können z. B. Probleme zunehmend durch hypothetisch-deduktives Denken lösen, d. h. sie gehen alle Lösungsmöglichkeiten durch und testen diese systematisch. Auch können sie die Logik verbaler Aussagen unabhängig von den realen Umständen bewerten.
Die zunehmende Fähigkeit zu abstraktem und logischem Denken führt auch dazu, dass Jugendliche streitbarer, idealistischer und kritischer werden. Sie denken mehr und auch kritischer über sich selbst nach. (Berk 2005: S. 523f.)
Die Jugendphase ist für die Entwicklung und Verfestigung der Identität die wesentlichste und sensibelste Zeit. Persönliche wie auch moralische Werte stellen Kernbestandteile des Selbstkonzepts dar.
Der Selbstwert schwankt zunächst, mit Beginn der Pubertät, wird dann über die Zeit jedoch stabiler. Unterstützend für einen positiven Selbstwert sind eine größere Unabhängigkeit und damit verbundene Entscheidungsspielräume. Während in der Kindheit das Selbstwertgefühl sehr stark durch die Eltern bzw. Bezugspersonen geprägt wurde, spielen im Jugendalter die wahrgenommenen oder vermuteten Beurteilungen Gleichaltriger eine immer bedeutendere Rolle. (Eschrich 2014: 84f.)
Eine zentrale Aufgabe im Jugendalter ist die Entwicklung eines Identitätsgefühls. Hierzu gehört die Wahrnehmung der eigenen Person als eigenständiges Individuum mit unverwechselbaren Eigenschaften und Merkmalen. Die Entwicklung der Identität ist als Prozess zu sehen, der unterschiedliche Identitätsstadien durchläuft. Jugendliche, die ihre Identität von Autoritätspersonen übernehmen ohne Alternativen ausprobiert zu haben, sowie Jugendliche, die keine klaren Wertvorstellungen oder Ziele für sich beanspruchen, haben i. d. R. größere Schwierigkeiten, persönlich sowie in der Gesellschaft glücklich und erfolgreich zu sein, als Jugendliche, die sich mit verschiedenen Werten und Zielen aktiv auseinandersetzen bzw. die für sich bereits klare Ziele und Wertvorstellungen gefunden haben („erarbeitete Identität“). Für die Identitätsentwicklung spielen die Eltern bzw. Bezugspersonen weiterhin eine bedeutende Rolle. Sie können diese fördern, indem sie den Jugendlichen ein Gefühl der Bindung als „sichere Basis“ bieten, ihnen jedoch gleichzeitig die Freiheit geben, ihre eigene Meinung auszudrücken und zunehmend eigene Entscheidungen zu treffen. (Berk 2005: S. 529 ff.)
→ Warmherzige und offene Kommunikation …
… Bietet emotionale Unterstützung und die Freiheit, Wertvorstellungen und Ziele zu explorieren.
→ Gespräche und Diskussionen zu Hause und in der Schule, die zu eigenständigem Denken ermuntern …
… Ermutigt eine vernünftige und eigenständige Selektion innerhalb verschiedener zur Wahl stehender Überzeugungen und Wertvorstellungen.
→ Möglichkeiten der Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten und berufspraktischen Trainingsprogrammen bieten …
… Erlaubt den jungen Menschen, die Arbeitswelt der Erwachsenen zu entdecken.
→ Möglichkeiten für Gespräche mit Erwachsenen und Gleichaltrigen bieten, die anstehende Identitätsfragen schon bewältigt haben …
… Bietet Rollenmodelle für eine erarbeitete Identität und Rat, wie Identitätsprobleme gelöst werden können.
→ Möglichkeiten bieten, die eigenen Kulturen zu explorieren und über andere Kulturen in einer Atmosphäre des Respekts zu lernen …
… Fördert die Identitätsleistung in allen Bereichen wie auch eine ethnische Toleranz, die sich positiv auswirkt auf die Identitätsexplorationen anderer.
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Aspekte der Fürsorge (Berk 2005: 534)
In der Phase der Jugend sind Konflikte und Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eltern bzw. Bezugspersonen und den Jugendlichen nicht selten.
Diese Konflikte sind eine Folge der kognitiven und sozio-emotionalen Entwicklung und somit ein normales Anzeichen dafür, dass der bzw. die Jugendliche eine eigenständige Persönlichkeit entwickelt und zunehmend selbst für sich Verantwortung übernehmen möchte.
Aufgabe der Eltern ist es, Jugendliche zu begleiten und ihnen dem Alter entsprechend Freiheiten und Mitspracherechte zu geben. Eine Unterdrückung der Entwicklung der Eigenständigkeit kann zu einem geringen Selbstwertgefühl führen und damit das psychische Wohlbefinden, auch langfristig, beeinträchtigen.
Gleichzeitig ist aber auch ein schützender Rahmen wichtig, um Jugendliche vor Gefahren zu schützen, da sie teilweise zu risikoreichem Verhalten neigen können.
Für Eltern ergeben sich in dieser Phase oft viele Fragen und Sorgen in Bezug auf die Erziehung, den Umgang mit Konflikten und das angemessene Setzen von Grenzen. Hier kann es hilfreich sein, sich mit anderen Eltern auszutauschen oder sich Hilfe bei Beratungsstellen oder in Elternkursen zu holen.