Kinder und Erziehungspersonen machen häufig die Erfahrung, dass gewohnte und „normale“ Verhaltensweisen aus der Herkunftskultur im Aufnahmeland gesellschaftlich nicht anerkannt oder akzeptiert sind. Sie erleben soziale Ausgrenzung. Diese schmerzhaften und belastenden Erfahrungen, die ein Kulturwechsel mit sich bringt, können zu dauerhaften Spannungen und Konflikten für einzelne und innerhalb der Familie führen. Das Risiko für Gewalt in der Familie erhöht sich.
Innerhalb der Familie kann die Akkulturation außerdem mit individuell unterschiedlicher Geschwindigkeit verlaufen. Kinder sind oft schneller als Erwachsene. Frauen sind oft schneller als Männer, wenn es um Emanzipation und Geschlechterrollen geht. Trennungen und Scheidungen, begleitet durch Konflikte, Bedrohungen bis hin zu schwerer Gewalt gegen die Frauen und Kinder können Folgen sein.
Bei der Arbeit mit geflüchteten und zugewanderten Familien kann der Blick auf den Umgang mit dem Akkulturationsprozess hilfreich sein. Die Situation der Familie kann besser verstanden und eingeschätzt werden. Auch kann eine Thematisierung und Reflexion mit der Familie gemeinsam diese entlasten und neue Lösungsperspektiven ermöglichen.