Startseite » Familie » Familie in gemeinschaftsorientierten (kollektivistischen) Gesellschaften
… ist von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich. Die Vorstellungen und Werte von geflüchteten und zugewanderten Menschen über Familie sind oft durch die Herkunftsgesellschaft geprägt.
Bei der Begleitung von Familien kann es hilfreich sein, sich mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Orientierungen und deren Bedeutung für das Familienbild auseinanderzusetzen.
Sie stellt einen verlässlichen und wirksamen Schutzverband dar. Sie dient insbesondere in schwierigen Zeiten, wie sie Migration oft mit sich bringt, als Orientierungsmaßstab und Unterstützung.
Dafür wird aber ein hohes Maß an Loyalität eingefordert. Ausgeprägte Autoritätsstrukturen und auch die starke emotionale Verbundenheit innerhalb der Familie können das Risiko für familiale Gewalt in zugewanderten Familien erhöhen. Der starke familiäre Zusammenhalt erschwert es, sich fremden Personen anzuvertrauen und Hilfe zu suchen.
Hier finden Sie einen Überblick über Haltungen und Wertvorstellungen in Gesellschaften, die auf die Gemeinschaft (kollektivistisch) ausgerichtet sind, im Vergleich zu Gesellschaften, die auf die einzelne Person (individualistisch) ausgerichtet sind.
Die Menschen werden in Großfamilien oder andere
"Wir-Gruppen" hineingeboren, die sie schützen.
Im Gegenzug erhalten diese Loyalität.
Jeder Mensch wächst heran,
um ausschließlich für sich selbst
und seine direkte (Kern-)Familie zu sorgen.
Die Identität ist in dem sozialen Netzwerk begründet, dem man angehört.
Die Identität ist im Individium begründet.
Kinder lernen in "Wir"-Begriffen zu denken.
Kinder lernen in "Ich"-Begriffen zu denken.
Die Bewahrung von Harmonie steht an erster Stelle, direkte Auseinandersetzungen sollten vermieden werden.
Seine eigene Meinung zu äußern ist Kennzeichen eines aufrichtigen Menschen..
Starker Kontext
mit ungehindertem Informationsfluss.
Schwacher Kontext
mit Informationsnetzen von geringer Dichte.
Übertretungen von Regeln und Normen führen zu Beschämung und Gesichtsverlust bei sich selbst und bei der Gruppe.
Übertretungen
führen zu Schuldgefühlen
und Verlust der Selbstachtung.
Ziel der Erziehung: Anpassung an vorgegebenen Rahmenbedingungen (Kultur und Religion); eine individuelle Persönlichkeitsentwicklung ist nicht erwünscht.
Ziel der Erziehung: Lernen als Entwicklung der individuellen Persönlichkeit.
Beziehung hat Vorrang vor der Aufgabe.
Aufgabe hat Vorrang vor der Beziehung.
Kollektive Interessen haben Vorrang vor individuellen.
Individuelle Interessen haben Vorrang vor kollektiven.
Das Privatleben wird von der Gruppe beherrscht.
Jeder hat ein Recht auf Privatleben.
Meinungen werden durch Gruppenzugehörigkeit bestimmt.
Mann erwartet von jedem eine eigene Meinung.
Harmonie und Konsens in der Gesellschaft stellen höchste Ziele dar.
Selbstverwirklichung eines jeden Individuums stellt eines der höchsten Ziele dar.
Kollektivistische und individualistische Haltungen und Wertvorstellungen (Kizilhan & Klett 2021, in Anlehnung an Hofstede 2011)
Themen wie Schuld und Scham (ggfs. auch Sexualität) sollten behutsam mit den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Erziehungspersonen angesprochen werden.
Die Folgen von Gewalt (gegenüber Kindern) sind deutlich aufzuzeigen. Wird Gewalt durch die Tradition/Kultur bzw. Religion legitimiert, dann sind religions- bzw. kulturspezifische Gegenargumentationen wichtig. Den meisten Eltern ist das Wohl ihrer Kinder wichtig. Das kann ein Ansatzpunkt für einen gemeinsamen Lösungsweg sein.