Es muss davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der geflüchteten Männer unterschiedliche Formen von Gewalt erlitten hat, vor, während und auch nach der Flucht. Darunter z. T. auch schwere sexuelle Gewalt (Stemple 2007).
Die prekäre Situation nach der Ankunft in Deutschland und die eigenen Gewalterfahrungen, Demütigungen und Verletzungen der Männer müssen bei der Präventionsarbeit zu geschlechtsspezifischer Gewalt Raum und Anerkennung finden. Ggfs. sollte an stabilisierende oder therapeutische Angebote verwiesen werden. Gleichzeitig darf keine „Opfer-Trance“, also ein Verharren in dieser Opferrolle, passieren.
Es kann sehr wertvoll sein, wenn diese leidvollen Erfahrungen für eine Sensibilisierung und Selbstverpflichtung der Männer gegen Gewalt genutzt werden können. Ihre „Macht“ und Selbstwirksamkeit besteht dann nicht in der Ausübung von Gewalt, sondern in der bewussten Entscheidung gegen Gewalt, ggfs. auch entgegen bestimmter Traditionen der Familie oder Gemeinschaft. Die Aufklärung und kritische Reflexion frauenabwertender und gewaltfördernder Männlichkeitsbilder ist dafür eine unabdingbare Grundlage.
Ein gender-kritischer Ansatz ist also auch bei der Arbeit mit geflüchteten (und zugewanderten) Männern vielversprechend.