Der „Kulturalisierung von Gewalt“ liegt die Vorstellung zugrunde, dass Menschen einer feststehenden „Kulturgemeinschaft“ angehören. Kultur wird hier reduziert auf die Herkunftskultur, die an Verwurzelung, Heimat, gemeinsamer Geschichte, Tradition und Sprache festgemacht wird. Sie wird als ein entscheidender, feststehender Teil der Identität betrachtet (Tiefenbacher 2021: S. 260).
Daraus folgt die Idee, dass es zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, insbesondere zwischen „Einheimischen“ und „Fremden“ grundlegende Unterschiede gibt (Singer 2012: S. 188).
Diese abstammungsbezogene Vorstellung von „Kultur“ vernachlässigt die Unterschiedlichkeit der Menschen gleicher Herkunft. Außerdem lässt sie auch die Gegebenheiten in der mobilen und globalisierten Welt, wo Herkunft gar nicht immer klar zuordenbar ist, außer Acht.